Blu-ray Review
OT: Wrong Turn 6: Last Resort
Die liebe Verwandtschaft
Nun wird bereits zum sechsten mal „falsch abgebogen“ …
Inhalt
Danny, momentan ziemlich schwermütiger New Yorker, erfährt, dass er eine nicht eben kleine Erbschaft gemacht hat. Also macht er sich mitsamt Freundin und fünf weiteren Kumpels und Kumpaninnen auf nach West Virginia zu der großen Hotelanlange, die nun sein Eigentum ist. Vor Ort werden sie von Jackson und Sally empfangen, die sich schon geraume Zeit um das Anwesen kümmern. Die sind hocherfreut, dass Danny nun endlich gekommen ist, denn die beiden entfernten Verwandten haben ein kleines Geheimnis – ein ziemlich intimes Geheimnis, wie sich herausstellt. Denn zuletzt verschwanden einige Stadtbewohner und Gäste des Hotels. Als Dannys Freunde Bryan und Jillian am nächsten Tag einkaufen gehen, erhalten sie Infos über das Verschwinden der Menschen vom örtlichen Sheriff. Mit der Nachricht gehen sie zu Danny, der zunehmend misstrauisch gegenüber seinen Verwandten wird. Dennoch will er bleiben und das Hotel renovieren. Das wiederum gefällt seinen Freunden gar nicht, die lieber heute als morgen diesen unheimlichen Ort verlassen würden. Zu Recht, wie sich herausstellen soll …
Neben SAW ist die Wrong-Turn-Reihe mit Abstand die langlebigste Horrorserie des neuen Jahrtausends. Auch wenn die Geschichte um ein paar mordende Redneck-Missgeburten inhaltlich kaum je das Niveau des Jigsaw-Killers erreichte, war sie durch die Bank für Horror-Gernseher immer willkommenes Fressen. Kein Wunder: Nackte Haut, literweise Blut und ein paar missgebildete Gestalten ziehen halt immer irgendwie. Während der erste Teil seinerzeit mit einer FSK-16-Freigabe noch verhältnismäßig harmlos war, bezog er seine mitunter extreme Spannung aus dem Setting und der bedrohlichen Atmosphäre im Wald. Die Qualität schwankte in der Folge der entstehenden Sequel zwar erheblich, glitt bisweilen arg in die Niederungen des B-Movie-Genrefilms ab, doch nun kommt mit Wrong Turn 6 – Last Resort eine kleine Wendung ins Spiel. Während bisher das fröhliche Abschlachten junger Erwachsener durch das inzestuöse Trio aus Three Fingers, Saw Tooth und One Eye im Vordergrund stand, rücken eben jene im jüngsten Teil ein wenig in den Hintergrund. Als Erfüllungsgehilfen von Jackson dürfen sie ab und an mal durch den Wald rennen und ein paar Pfeile abschießen oder Äxte werfen. Vordergründig baut sich nach und nach eine Art Gothic-Horror mit Mystikelementen und einer ganzen Menge nackter Haut, bzw. Softpornoszenen auf. Das plätschert leider nach einem noch genretypisch netten Beginn gut eine Stunde lang dahin, bevor man auch endlich mal erfährt, um was hier eigentlich geht. Stellt sich an dieser Stelle die Frage, ob es so eine gute Idee gewesen ist, das Kannibalen-Trio eher in den Hintergrund zu rücken. Immerhin waren die drei Inzest-Brüder ja die eigentliche Attraktion des Franchise.
Regisseur Valerie Milev (Code Red) übernahm den Posten, nachdem Declan O’Brien die letzten drei Teile der Serie inszenierte, muss sich dabei aber mit einem arg zähen Drehbuch rumschlagen, das zunächst wenig Neues oder gar spannendes bereithält. Größtes Manko des Films ist eben sein teilweiser Verrat an den Ursprüngen der Serie, die aus gutem (Spannungs-)grund nie preisgab, was hinter den drei Inzest-Brüdern steckte. Wenn Wrong Turn 6 dann in der letzten halben Stunde zur Sache kommt und die Situationen zunehmend bizarrer werden, stellt sich immerhin langsam auch Atmosphäre ein. Das liegt wiederum vor allem an der exzessiven Maskerade und dem steigenden Blutzoll. In diesem Bezug hatte die FSK offenbar einen guten Tag und ließ Wrong Turn 6 ohne Schnittauflagen mit einer FSK-18-Freigabe passieren. Das ist in Anbetracht alleine der ersten blutigen Auseinandersetzung mit den drei Waldschraten schon beachtlich – denn zimperlich gehen die Freaks speziell mit der Mountainbikerin nicht gerade um. Ebenfalls positiv ist das Verwenden von größtenteils praktischen Effekten. Lediglich die Pfeil-Szenen sind CGI, während die drastischen Körperverunstaltungssequenzen durch echte Make-up- und Prothesen-Arbeit verwirklicht wurden. Kleine Anekdote am Rande: In den USA musste der Anbieter die Blu-rays und DVDs von Wrong Turn 6 – Last Resort aus den Regalen nehmen, da man auf dem schwarzen Brett, auf das der Sheriff das Vermisstenfoto der älteren Lady anbringt, das Bild einer echten Vermissten sehen konnte. Deren Familie strengte daraufhin ein Verfahren zur Unterlassung an. Das ist auch der Grund, warum auf der hier erscheinenden Fassung die betreffenden Fotos und auch später welche im Anwesen absichtlich unscharf gesetzt wurden.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Wrong Turn 6 – Last Resort beginnt mit einer äußerst plastischen und dreidimensionalen Aufnahme des nebelverhangenen Waldes. Auch im Folgenden bleiben gerade die Close-ups von Gesichtern sehr greifbar und sind wunderbar scharf. Insgesamt liefert die Scheibe zudem sehr natürliche Farben, kann aber auch intensiv werden, sobald der Lebenssaft in Strömen fließt. Die Rauschfreiheit des digital gedrehten Streifens ist hervorragend und wirkt – wenn überhaupt – nur geringfügig gefiltert. Auch Überschärfungen durch nachträgliches Drehen an den Reglern bleibt weitgehend aus. In ganz wenigen und kurzen Schwenks verliert das Bild schon mal etwas die Contenance. Die größtenteils hervorragende und helle Ausleuchtung lässt die Blu-ray wirklich strahlend und lebhaft erscheinen. Ab und an gibt’s mal kurze Ruckler.
Der Ton von Wrong Turn 6 lässt zwar vornehmlich die Front- und den Centerspeaker aktiv werden, beschäftigt aber während der Schock- und Actionmomente auch die Rears. Egal, ob das Naturgeräusche sind oder solche, die den Mordakten unterlegt wurden. Die Schüsse aus der Schrotflinte des Sheriffs sind hübsch effektvoll und hallen im Wald angemessen nach. Auch der Filmscore lässt bisweilen Dynamik aufkommen, wobei gerade der Tiefbass noch etwas mehr Vehemenz hätte vertragen können. Recht gut verständlich sind die Stimmen der Synchro – vor allem natürlich, wenn ausgiebig geschrien wird.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial finden sich leider nur Trailer und Programmtipps. Das ist bei Horrorfilmen immer besonders schade, weil man sich als Genrefan immer wünscht, zumindest ein Featurette über die Maskeneffekte zu bekommen. Gerade die Arbeit am Make-up und den Prothesen enthält so viele Details und kann so sehr den Spaß am Arbeiten der entsprechenden Make-up-Artists vermitteln, dass es immer etwas enttäusche, wenn dann doch nur Trailer an Bord sind.
Fazit
Ein bisschen was Neues bei diesem, mittlerweile sechsten, falschen Abbiegevorgang. Damit ist Wrong Turn 6 – Last Resort optisch und inhaltlich zwar der bisher außergewöhnlichste Streifen der Horrorserie, aber nicht unbedingt der Beste. So bleiben vor allem die Akteure teilweise maximal auf durchschnittlichem Niveau (Chris Jarvis „Mamma Mia“ überagiert bspw. maßlos) und Spannung kommt nur bedingt auf. – immerhin stimmen der Blut- und Gore-Pegel. Außerdem ist das Bild wirklich extrem plastisch und dreidimensional, sodass die Bluteffekte noch plakativer erscheinen. Der Ton hätte insgesamt noch dynamischer ausfallen dürfen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 10%
Film: 50%
Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Valerie Milev
Darsteller: Sadie Katz, Anthony Ilott, Aqueela Zoll, Rollo Skinner, Billy Ashworth, Roxanne Pallett, Chris Jarvis
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Highlight Communications)
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